Geburt einleiten: Warum ich es nie wieder machen würde!

Geburt einleiten

Du bist gerade schwanger und kannst nicht aufhören, dich quer durchs Internet über die anstehende Geburt zu informieren? Zudem rät dir deine Frauenärztin zu einer Geburtseinleitung? Die Geburt einleiten, was bedeutet das überhaupt?

Glaub mir, so ging es mir in den letzten Wochen vor dem ET (Entbindungstermin) auch! Ich habe dann für mich beschlossen, mir nur noch positive Geburtsberichte durchzulesen bzw. Videos anzusehen. Das hat mir unglaublich geholfen. Daher kann ich dir das nur empfehlen.

*Der persönliche Geburtsbericht wurde von einer anonymen Leserin verfasst

Nachdem mir sowohl meine Frauenärztin als auch die Oberärztin im Klinikum dazu geraten haben, die Geburt einzuleiten, stehen mein Mann und ich am Freitag pünktlich und aufgeregt um 08:00 Uhr vor dem Klinikum. Hier müssen wir uns zuerst anmelden und können danach auch schon direkt zur Geburtsstation:

Jetzt geht es also endlich los, denke ich mir. Heute (spoiler: haha von wegen) werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit unsere Tochter im Arm halten. Das monatelange Warten hat endlich ein Ende. Keine geschwollenen Füße mehr, kein Dickbauch der im Weg steht, endlich wieder auf dem Bauch schlafe können, wieder normal Atmen können, Sushi essen, Jeans tragen – all das und vieles mehr schießt mir durch den Kopf. Ich freue mich und muss zugeben, dass ich die ersten Wehen kaum abwarten kann.

Die Geburtsstation finde ich optisch gesehen nicht wirklich einladend. Aufgrund von Corona war es nicht möglich, den Kreißsaal bereits vorher zu besichtigen. Mein Blick schweift durch die Gänge und bleibt am wenig attraktiven Wartebereich hängen. Bevor wir uns diesem widmen können, kommt eine junge Krankenschwester auf uns zu und wir können direkt in ein Zimmer, in welchem das CTG durchgeführt wird.

Achja, dich interessiert bestimmt, warum bei mir eine Einleitung in Erwägung gezogen wurde. Ganz einfach: Mein Baby war zum genannten Zeitpunkt bereits ziemlich groß. Zumindest was meine Körpergröße betrifft (1,59cm). Ein Kaiserschnitt oder aber Komplikationen bei der Geburt sollten vermieden werden.

Ab ans CTG: Wehen bleiben zunächst aus

Ich starre hoffnungsvoll auf den Bildschirm und versuche zu erkennen, ob bereits Geburtswehen zu erkennen sind – obwohl ich nichts spüre, keine Schmerzen oder Ziehen, einfach nada. Mir wäre es natürlich lieber, wenn die Wehen natürlich eintreten, sodass eine Einleitung nicht notwendig wird. Mein Mann ist übrigens die ganze Zeit bei mir. Ich bin fast eine Stunde am CTG angeschlossen und merke, dass meine Position so langsam unbequem wird.

Soll ich die Schwester rufen“ fragt mein Mann. Ich verneine und er lächelt mich an. „Sie kommt bestimmt gleich“ antworte ich und mein Blick fällt auf die gegenüberliegende Wanduhr. Mein Mann steht auf und ergreift meine Hand: „Du schaffst das mein Schatz, ich werde die ganze Zeit bei dir sein und bald ist auch unsere Tochter da“. Ich drücke seine Hand und schließe die Augen.

Mit einem Mal wird mir so richtig bewusst, was hier gerade passiert. In wenigen Stunden werde ich Mutter. Mein Mann und ich werden einfach mal Eltern. Unfassbar. Obwohl sich die Schwangerschaft am Ende ziemlich gezogen hat, kommt es mir plötzlich so vor, als hätte ich erst gestern den positiven Schwangerschaftstest in den Händen gehalten.

Beim CTG hat sich nicht wirklich viel getan. Die Wehen-Tätigkeit war im normalen Bereich und auch der Herzschlag vom Baby hat gute Ergebnisse angezeigt. Wir wurden zum Glück nicht nach Hause geschickt. Als nächstes sollte ich von der diensthabenden Gynäkologin untersucht werden.

Positiv denken: die ersten Anzeichen, dass es langsam losgeht

Verdammt, das tut echt weh“ schießt es mir durch den Kopf, während sich mein Körper leicht versteift. Nein, ich rede hier (leider) noch immer nicht von den Wehen. Ich bekomme gerade einen intravenösen Zugang. Unglücklicherweise scheint die Krankenschwester nicht ganz geübt darin zu sein. Sie sieht meinen leicht schmerzvoll verzogenen Gesichtsausdruck und meint entschuldigend: „Ich bin neu hier und mach‘ das noch nicht so lange“.

Gequält schaue ich zu meinem Mann und erhalte einen Halte-durch-Blick zurück. Versteht mich nicht falsch, ich bin eigentlich jemand, der nicht wehleidig ist. Es ist nur so, dass ich bereits in der Praxis meiner Frauenärztin das „Versuchsobjekt“ der neuen Auszubildenden war. Ich bin die Erste gewesen, bei der sie Blut abgenommen hatte. Mehr brauche ich nicht zu sagen, oder? Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings nicht, dass ich das „Glück“ hatte, Erste zu sein.

Ich schweife schon wieder ziemlich ab, also mach ich es kurz: Die Gynäkologin musste mir die Infusion erneut legen (danach hatte ich leider bei jeder Handbewegung noch Schmerzen..)

„Hmm….ok…hmm….warten Sie…ok, alles klar. Ihr Muttermund ist bereits 3 cm geöffnet“ teilt mir die Frauenärztin nach der Untersuchung mit. 3 cm ??!! Halleluja, ich kann es kaum fassen und bin überrascht. Nachdem mein Mann und ich wieder alleine sind, grinse ich ihn an: „3 cm ist der Muttermund bereits geöffnet und ich habe noch keinerlei Schmerzen gespürt. Das kann gerne so weitergehen!“.

Auch mein Mann ist erstaunt: „ 3 cm, das ist doch schon ziemlich viel, oder?“. „Klaro“ bestätige ich und fühle mich der Herausforderung „Geburt“ gewachsen. (Ähmm jaa, es sollte sich herausstellen, dass ich etwas zu viel in die 3 cm hinein interpretiert hatte – aber mehr dazu später).

Geburt einleiten: Wehencocktail

Ungefähr eine Woche vor dem Einleitungstermin zur Geburt wurde mir diese, wie bereits erwähnt, von meiner Frauenärztin empfohlen. Da wusste ich ehrlich gesagt nicht genau, was es damit auf sich hat – Geburt einleiten. Eine Recherche bei meinem best buddy während der Schwangerschaft (ja genau – Google) hat mich dann um einiges schlauer gemacht.

So, nun aber zurück zur Einleitungsmethode. Bei mir wurde es der Wehencocktail – klingt doch ziemlich exotisch, oder?

„Oh man, meinst du so ein Cocktail bringt was?“ Ich schaue fragend zu meinem Mann. „Keine Ahnung“ meint er und zuckt mit den Schultern. Naja, woher soll er das auch wissen – er ist ehe so der Biertrinker.

Ich erinnere mich leicht daran, dass der Wehencocktail eines der eher „schwächeren“ Einleitungsmethoden ist und nicht unbedingt immer die gewünschte Wirkung eintritt. Zugegeben, ich bin etwas enttäuscht und denke mir: Her mit den starken Dingern, ich hab schließlich schon 3cm ohne Schmerzen geschafft. Ha!

By the way – so schlimm schmeckt der Wehencocktail nicht, aber erwarte jetzt auch bitte keinen Mojito.

Quälende Warterei: Als ich die ersten Wehen kaum abwarten konnte​

Nach Einnahme des Wehencocktails hieß es für uns erst einmal ab aufs Zimmer und abwarten. Wie lange so eine Einleitung dauert, lässt sich schwer sagen. Bei einigen dauert es wenige Stunden und andere müssen wiederum tagelang auf die ersten Wehen warten. 

Nachdem es absolut keine Anzeichen von Wehen gab, haben wir uns entschlossen einen Spaziergang zu machen und einen Happen zu essen.

„Also es ist jetzt bereits 20 Uhr. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wenn ich versuchen würde zu schlafen und du fährst nach Hause, Was meinst du?“ meine ich zu meinem Mann. „Bist du sicher? Es könnte jeder Zeit losgehen“. Ich spüre sein Zögern und muss zugeben, dass auch ich mich nicht wirklich wohlfühle bei dem Gedanken, alleine zu sein.

Anderseits haben wir im Endeffekt keine andere Wahl. Die Besuchszeit ist bereits vorüber. „Sobald ich die ersten Anzeichen verspüre, melde ich mit bei dir“ versichere ich meinem Mann. „Alles klar. Ich kann es kaum abwarten, unser Baby endlich in den Armen zu halten“ lächelt er mich an. Allein bei diesem Gedanken merke ich, wie ich innerlich neue Energie tanke.

Ein Gefühlschaos breitet sich in mir aus. Vorfreude, Aufregung, Angst, Hitze, Ungeduld, Ungewissheit, Liebe. 

Nachdem mein Mann und ich uns verabschieden, versuche ich trotz des Gefühlschaos‘ einzuschlafen.

Na endlich, es geht los: Fruchtblase platzt​

Schlafen konnte ich nicht wirklich. Es war eher ein vor sich hindösen.

Gegen 01:00 Uhr bekomme ich plötzlich stechende Rückenschmerzen. Ich wusste ehrlich gesagt sofort, dass es jetzt endlich losgeht. Halleluja! Im Bad kam dann auch gleich schon die Bestätigung: eine leicht rosa Flüssigkeit.

Ich merke wie ich aufgeregt werde. Meine Aufregung kann ich nicht mit der diensthabenden Krankenschwester teilen. Sie teilt mir nüchtern mit, ich solle mich so langsam zur Geburtsstation begeben. Klar, sie bekommt sowas ständig mit. Irgendwie bin ich jedoch davon ausgegangen, dass ich dorthin begleitet werde. Ist ja nicht so, dass mein Baby jeden Moment zur Welt kommen könnte – mitten auf dem Flur oderso, also wie bei Grey’s Anatomy halt….

Bei der Geburtsstation angekommen empfängt mich eine junge Hebamme und ich werde sofort ans CTG angeschlossen.Hier bekomme ich übrigens auch einen dieser sexy Netzschlüpper, den ich mir gleich anziehe. Samt Riesenbinde. Die sind in diesem Moment wirklich goldwert, da das Fruchtwasser einfach ausläuft.

Ich überlege, meinen Mann erst anzurufen, wenn es richtig ernst wird – in meinem Fall hat das echt nicht lange gedauert. Kaum war ich am CTG angeschlossen, schossen die ersten Wehen über mich hinweg. Die ersten konnte ich noch gut veratmen. Allerdings war ich von der Häufigkeit etwas erstaunt. Auch die Hebamme fand es eher ungünstig, dass meine Wehen-Pausen sehr kurz ausfallen.

Meine Hebamme und ich begeben uns zum Kreißsaal und ich beschließe, dass es an der Zeit ist, den Ehegatten einzuberufen. Gegen halb drei ist mein Mann dann auch im Kreißsaal und ich muss wirklich sagen, dass mir seine Anwesenheit so viel Kraft gibt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich wirklich unglaublich große Schmerzen. Über den Tropf hat mir die Hebamme mehrere Male Schmerzmittel verabreicht, die allerdings nicht lange gehalten haben.

„Möchten Sie vielleicht in die Badewanne?“ fragt mich die Hebamme. Ich verneine: „Nein, ehrlich gesagt möchte ich erstmal in dieser Position verweilen“. Ich hatte mich gerade vornüber auf das Bett gebeugt, die Beine auseinander und vollführte leichte Kreisbewegungen mit den Hüften. „Stell dir einfach den Moment vor, wenn unsere Kleine endlich bei uns ist“ höre ich meinem Mann sagen, während er mir den Nacken massiert. Das hat in diesem Moment so unglaublich gut getan. Falls eure Mann bei der Geburt also anwesend sein sollte, dann verlangt unbedingt eine Nackenmassage.

Die Wehen-Schmerzen werden leider immer schlimmer, da ich kaum Wehen-Pausen habe. Ob sich das auf den Wehen-Cocktail zurückführen lässt, weiß ich leider nicht. „Ich hoffe, es dauert nicht mehr lange“ wimmere ich und merke, dass ich vor Schmerzen kaum noch stehen kann. Mein Mann schaut mich mitleidig an. Die Hebamme, die immer mal wieder den Raum verlässt, beobachtet die Intensität und Häufigkeit der Wehen und informiert ihre Kollegen über eine anstehende PDA.

„Ich bin nicht die erste und letzte Frau, die ein Kind zur Welt gebracht hat. Ich schaffe das!“​

Ich hatte übrigens keinen Geburtsplan – einfach, weil ich daran glaube, dass es vor allem bei der Geburt eh immer anders kommt als man denkt. Gegen eine PDA war ich nicht, da ich denke, dass vor allem Hebammen und Ärzte die Situation sehr gut einschätzen können. Allerdings muss ich im Nachhinein sagen, dass mir der Vorgang mit der PDA zu schnell ging. Gefragt wurde ich nicht wirklich.. Mir wurde einfach ein Formular hingehalten, dass ich durchlesen und bei Zustimmung unterschreiben sollte. Ich hätte mich auch heute für eine PDA entschieden. Allerdings würde ich mir wünschen, dass ich in die Entscheidung mehr bzw. vollends mit einbezogen werde.

Wehenstürme überrollen mich: eine PDA ist die Rettung​

Es ist soweit. Aufgrund der intensiven Schmerzen erhalte ich nun eine PDA. Eine Anästhesistin und ihre Kollegin betreten den Kreißsaal. Sie schleppt so einen riesen Kasten in den Kreißsaal. Es interessiert mich kaum, was das ist und was hier passiert. Ich möchte einfach nur, dass es mir schnell wieder besser geht. Eine Wehe jagt die andere. Mein Körper fängt an zu zittern, ich kann es einfach nicht stoppen.

„Sie müssen jetzt ganz genau unseren Anweisungen folgen“ vernehme ich die freundliche Stimme der Anästhesistin. Sie ist wirklich sehr nett und scheint mir äußerst kompetent. „Legen Sie sich seitlich hin und ziehen Sie die Beine zum Bauch. Es ist ganz wichtig, dass Sie diese Position beibehalten. Wir geben Ihnen Bescheid, wenn es soweit ist“. Ich lege mich so seitlich, dass ich meinen Mann im Blick habe.

Lange kann es nicht mehr dauern, oder? ​

Puuhh – die Anästhesisten mitsamt Riesenkasten ist weg und ich verspüre so langsam die Wirkung der PDA. Die Wahrnehmung der Schmerzen ist um einiges gesunken. Ich spüre zwar noch immer, wenn sich eine Wehe ankündigt. Es ist jetzt aber um einiges erträglicher.

„Ich werde jetzt noch einmal Ihren Muttermund untersuchen“ lächelt mich die Hebamme an. Auf dem Rücken legend versuche ich neue Energie zu tanken. „Wir sind jetzt schon bei 9cm, das ist sehr gut“ höre ich sie sagen. Oh man, ich ziehe eine Grimasse und lächle meinenMann schief an, als mir meine Euphorie bei Ankündigung der 3cm durch den Kopf schießt. Bis hierher war es dann doch ein ziemlicher Kampf. „Jetzt kann es nicht mehr lange dauern“ muntert er mich auf und hält die nächste Zeit meine Hand.

Lang ersehnte Austreibungs-Phase beginnt​

Es hat einen Schichtwechsel gegeben und mir steht eine neue Hebamme zu Seite, die ebenfalls sehr nett ist. Mehr auch nicht. Es gibt keine sofort spürbare Verbindung oder sonstiges zwischen uns, wie ich es bei anderen mitbekommen hatte. Ehrlich gesagt habe ich mir allerdings genau so etwas gewünscht. Eine vertraute Nähe, die mich umhaut, oder so etwas in der Art.

Die Schmerzen sind tatsächlich schwächer als zuvor und ich habe deutlich längere Wehen-Pausen, was ungemein hilft. Plötzlich verspüre ich allerdings einen enormen Druck nach unten. Es fühlt sich genau so an, wie der Drang, das große Geschäft erledigen zu müssen. Im ersten Moment ist es mir etwas unangenehm. Das kann doch nicht sein, denke ich mir. Ich informiere die Hebamme und sie erklärt mir, dass es jetzt nicht mehr lange dauern wird. Das Baby macht sich auf den Weg.

Die sogenannte Austreibungsphase hat begonnen – klingt irgendwie nicht so schön, oder? Ich bin aber ehrlich gesagt einfach nur froh, dass ich die vorletzte Phase der Geburt erreicht habe.

Kennst du schon die 4 Phasen der Geburt?

Eröffnungsphase: Von dieser Phase spricht man, wenn die Wehen im Abstand zwischen 20 – 30 Minuten auftreten. Es ist die längste Phase im Geburtsverlauf.

Übergangsphase: Wenn der Muttermund vollständig geöffnet ist (ca. 10 cm) kann man von der Übergangsphase sprechen. Die Wehen werden unregelmäßiger und die Pausen kürzer.

Austreibungsphase: Nun befinden wir uns am Höhepunkt der Geburt. Das Baby wird Stück für Stück in den Geburtskanal geschoben und gedreht. Es treten die sogenannten Presswehen auf, die meist intensiver sind. 

Nachgeburtsphase: Die Plazenta löst sich von der Gebärmutter und wir mittels Nachwehen aus der Gebärmutter gedrückt. Falls notwendig werden in dieser Phase Geburtsverletzungen behandelt.

Presswehen bestimmen die letzten Stunden​

„Ich presse jetzt schon seit mehr als einer Stunde“ stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Überall hieß es, dass die Austreibungsphase i.d.R. bis zu einer Stunde dauern kann“ meine ich verzweifelt zu meinem Mann. Er lacht?! und meint: „Du hast die Hebamme jetzt bestimmt schon dreimal gefragt, wie lange es denn noch dauert. Ich glaube sie war genervt und ist deswegen gegangen“ lacht er weiter. 

Es stimmt. Die Hebamme hat sich tatsächlich aus dem Staub gemacht. Sie meinte, die Presswehen würden noch eine Weile andauern. Übrigens: Eine Presswehen kündigt sich an. Du merkst sofort, wenn sich eine neue Presswehe anbahnt. Bei jeder Wehe sollte ich laut Hebamme mittlerweile mitpressen. Das ging für mich am besten im Stehen, leicht nach vorne gebeugt. Dabei habe ich mich am Bett festgehalten. Während der Geburt sollten verschiedene Positionen ausprobiert werden. Es wird mit Sicherheit eine dabei sein, in der du dich etwas wohler fühlst.

Ich befinde mich nun seit 2 Stunden in den Presswehen, als die Hebamme zwei Ärztinnen dazuholt. Das ist das Zeichen für mich. Es nähert sich endlich dem Ende.

Balsam für Frauen im Kreißsaal: Fürsorgliche Ärztinnen mit viel Empathie​

Eins muss ich unbedingt loswerden: Die beiden Ärztinnen sind unglaublich fürsorglich. Sie reden sanft auf mich ein und sorgen dafür, dass ich mich sehr wohl fühle. Ab und zu wird mir auch über den Rücken gestreichelt. Das klingt vielleicht kitschig, aber es hat wirklich sehr geholfen. Man tankt so viel Energie, wenn einem das Gefühl gegeben wird, man macht seine Sache super. 

Zusammen versuchen wir zu 5, also die Hebamme, Ärztinnen, mein Mann und ich, verschiedene Geburts-Positionen aus. Naja, eigentlich natürlich nur ich. Aber unter fürsorglichem Zuspruch aller Anwesenden. Der Vierfüßler war für mich wieder einmal am angenehmsten. 

Ach ja, übrigens: Ich habe die ganze Geburt nicht stumm über mich ergehen lassen. Wenn es wirklich schlimm war, habe ich auch seeeehr laut geschrien. Aber das merkt man in dem Moment gar nicht und unangenehm muss das einem erst Recht nicht sein. Der Frauenkörper ist so mächtig, wir können mehr als stolz darauf sein.

Ein kleiner Schockmoment zum Endspurt: Schulterdystokie​

„Man sieht schon den Kopf“ freut sich die Hebamme und lächelt mich an. Dann ist es jetzt also fast soweit, denke ich. Nach mehreren Presswehen kommt es zu einem kleinen Schockmoment. Das Baby steckt mit der rechten Schulter fest. Ich werde an beiden Schultern gepackt, angehoben und nach vorne gebeugt. „Sie dürfen jetzt keinesfalls Pressen“, sagt die eine Ärztin zu mir. Während ich angehoben werde, spüre ich das Baby.

Man nennt dies übrigens eine Schulterdystokie: Hierbei steckt die Schulter des Babys hinter dem Becken der Mutter fest. Es muss also sehr schnell gehandelt werden. Bei mir wurde das McRoberts-Manöver durchgeführt und es hat geklappt (Gott sei Dank!).

„Och Sie Ärmste, Sie hatten tatsächlich eine Schulterdystokie. Wie geht es Ihnen? Zum Glück ist es gut ausgegangen!“​

Das war die Aussage meiner Frauenärztin bei meiner ersten Untersuchung nach der Geburt. Ich weiß noch, ich dachte „Was zum..?! Wovon spricht sie da??“. Natürlich habe ich sie dann gefragt und sie schmiss mit dem Wort Schulterdystokie um sich. Meinte, das würde im Geburtsbericht stehen. Klar, ich erinnerte mich an den kleinen Notfall, aber von einem Geburtsbericht wusste ich nicht einmal, das es so etwas gibt. Wenn man möchte, kann man diesen übrigens anfordern. 

Tatsache ist also, dass ich erst wenige Wochen nach der Geburt verstanden habe, wie gefährlich eine solche Schulterdystokie eigentlich ist. Sie wird auch nicht umsonst ‚das Schrecken der Geburtshelfer‘ genannt…

Der magische Moment

Nach dem kurzen Manöver musste ich nur noch 1-2 mal pressen und dann, um exakt 09:05 Uhr, war unsere Tochter endlich da. Sie wurde mir sofort auf die Brust gelegt. Ich schaute hoch zu meinem Mann, den ich noch nie so emotional erlebt hatte.

Und ja, es existiert tatsächlich. Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn man sein Kind das erste Mal in den Armen hält. Pure Magie.

Wir drei durften dann noch eine Zeit zusammen genießen, bis es ca. 3 Stunden später aufs Zimmer ging. Neben den Kuscheleinheiten kam es dann noch zur Nachgeburt (Plazenta löst sich von der Gebärmutter) und meine Geburtsverletzung wurde genäht. Das hört sich übrigens schlimmer an als es ist. Das Nähen habe ich ehrlich gesagt gar nicht mitbekommen.

Ich hoffe, dir hat mein Geburtsbericht gefallen. 

Sollte bei dir demnächst eine Geburt anstehen, mach dir keine Sorgen 🙂 Es wird sicherlich alles gut. Am besten du gehst mit positiven Gedanken in dieses einzigartige und lebensveränderte Ereignis.

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