Mental Load bei Müttern – kein Trend, sondern bittere Realität

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Mütter neigen zur emotionalen Überlastung zwischen Kindererziehung und Organisieren des Familienalltags (Bildquelle: stockphotos/kieferpix)

Fehlende Me-time, Mental-Load, Burn-out: das sind die nicht so schönen Dinge im Leben einer Mutter und oft auch bittere Realität. Doch warum ist das so und was hilft gegen Mental Load bei Müttern?

Mit einem Baby ist alles neu, anstrengend, aufregend und zugleich auch wunderschön. Die Achterbahn der Gefühle überrollt einen und man kommt mit den ganzen Veränderungen eigentlich kaum mit. Das Baby, die Fremdbestimmung, der eigene Körper, Partner, Haushalt und einfach das Alltägliche. Alles muss irgendwie erst einmal seinen Lauf finden. 

Aber es wird besser – so sagen die Einen. Andere warnen vor schlimmen Trotzphasen im Kleinkindalter oder aber den gefürchteten Teenagerjahren. In einer Sache sind sich jedoch alle einig: Richtig abschalten wirst du als Mama eine ganz schön lange Zeit nicht können.

Endlose To-do-Listen im Kopf und auf Papier

Ich sause die Treppe runter, meine kleine Tochter an der Hand und ein Paket unter dem Arm. Schnell noch zur Post, danach die kurze Einkaufsliste erledigen und dann die Große pünktlich vom Kindergarten abholen. 

Kurz blicke ich auf die Uhr und frage mich, wann denn die Zeit so schnell vergangen ist. Waschmaschine ist an, die Spülmaschine muss noch ausgeräumt werden und das Geburtstagsgeschenk für die Nichte für morgen verpackt werden. Ahh – Geschenkpapier, das hatte ich ja total vergessen. Schnell noch auf die Einkaufsliste. 

Während ich alles im Kopf herunterrattere vernehme ich die Stimme meiner 2-jährigen Tochter. Mama, Mama, Mamaaaa – wie oft hat sie mich jetzt schon gerufen? Wie immer meldet sich mein schlechtes Gewissen, ich gehe in die Hocke und höre ihr zu. Währenddessen überlege ich, ob ich meinen Kindern genug Zeit widme. 

Denn in letzter Zeit merke ich, wie oft meine Gedanken zu Dingen schweifen, die ja noch unbedingt erledigt werden müssen. Beim Spielen, Spazieren oder auf dem Spielplatz. Ständig fällt mir noch irgendetwas ein. Ganz schlimm war es während der Einschlafbegleitung. Da beide Kinder keinen Mittagsschlaf mehr machen, fällt die zum Glück weg.

Und immer habe ich natürlich die Zeit im Blick. Essen vorbereiten, Spielen, Baden, Zähne putzen, Vorlesen und schlafen. Ich möchte, dass alles seine Routine hat, denn nur so, habe ich gemerkt, klappt es mit den beiden am besten. 

Ich gebe zu, es fällt mir schwer abzuschalten. Es gibt immer etwas zu erledigen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, die sich dann nunmal häufen. Man soll die Zeit mit Kindern genießen und das möchte ich auch. Es funktioniert aber leider nicht immer. Denn oft bin ich durchgehend am Planen und Machen. 

Mental Load bei Müttern - ein kurzer Trend

Plötzlich gab es da diesen Begriff, der all dies zusammengefasst hat: Mental Load! Mütter wussten sofort, was gemeint ist. Auf social-media überschwappten sich die Beiträge und stories – denn ja, das Thema ist wichtig und wir müssen darüber reden. Uns austauschen. Lösungen finden und Hilfe anbieten. 

Aber irgendwie wurde es dann zu viel. Zu viel mental load, jeder x-beliebige Kanal griff den Begriff auf, sodass dieser Gefahr lief, einfach nur ein Trend zu werden. Und da Mütter hierzulande leider nun mal ein beliebtes Ziel von Vorurteilen und unverhohlener Kritik sind, ist der Begriff auch relativ schnell untergegangen. Und damit auch seine Bedeutung. 

Mütter dürfen sich nicht beschweren, schon gar nicht über ihren Mental Load. Schließlich haben sie sich ja dazu entschieden. 

Die Schuld liegt aber nicht bei der Mutter, sondern an der fehlenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf, an veralteten gesellschaftlichen Strukturen und Erwartungen, an fehlender Stütze aus dem Umfeld und oftmals leider auch vom Partner.

Mütter werden im Stich gelassen und für die Zukunft sieht es auch nicht besser aus. Ganz im Gegenteil: Der besorgniserregende Personalmangel in Kindertagesstätten macht es Müttern besonders schwer, wieder in den Job einzusteigen. Denn ohne Kinderbetreuung ist die Rückkehr zum Arbeitsplatz unmöglich. 

War das schon immer so?

Nicht ganz. Die Organistaion und Planung des Familienlebens hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert und die mentale Last bei Müttern ist definitv gestiegen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Früher gab es zwischen Mann und Frau eine klare Rollenverteilung. Die Frau war in der Regel für die Kindererziehung und den Haushalt zuständig, während der Mann arbeiten geganen ist. Da Frauen von heute selbst einem Beruf nachgehen, ist es für Mütter immer schwerer geworden, eine Balance zwischen Beruf und Familie zu finden. Die Rollenverteilung ist auch heute in vielen Familien noch nicht klar aufgeteilt, denn oft wird weiterhin von der Frau erwartet, die Hauptverantwortung für Kinder und Haushalt zu tragen. 

Hinzu kommt, dass Frauen von heute weniger Unterstützung von außen erhalten, da Opa und Opa oder weitere Verwandtschaft nicht immer zur Verfügung stehen. Früher war es eher der Fall, dass die erweiterte Familie in die Kinderbetreuung und dem Familienalltag insgesamt integriert war.

Der mental load bei Müttern von heute lässt sich aber auch an einem enormen Informationsfluss und der gesellschaftlichen Erwartungen an Müttern ausmachen. Neben Kindererziehung und Haushalt wird zudem erwartet, Karriere zu machen. Mütter von heute stehen unter enormen Druck, alles irgendwie „richtig“ zu machen. Scheinbar perfekte Familienbilder in den sozialen Medien können den Druck auf Mütter verstärken.  

Und was hilft jetzt gegen Mental Load?

1. Kommunikation und partnerschaftliche Arbeitsteilung

Selbst von Mental Load betroffen hab ich mich das natürlich auch gefragt und für mich einen Weg gefunden, mir Freiheiten zu schaffen. Der erste Schritt ist natürlich der Partner. Mein Partner arbeitet im Schichtdienst und hilft da, wo er kann. Es ist oft nicht einfach, denn wir können aufgrund der unregelmäßigen Arbeitszeiten keine durchgehende Routine schaffen, aber es klappt ganz gut.

Das war aber nicht immer so! Ich musste viele Dinge kommunizieren, die er vorher nicht auf dem Schirm hatte, z.B. die Kleidergröße der Kinder im Auge behalten, prüfen und ggf. neue kaufen. Oder aber Termine für die U-Untersuchungen ausmachen. 

Wenn die Kommunikation mit dem Partner stimmt und Vereinbarungen getroffen und eingehalten werden, ist die größte Hürde geschafft. 

2. Eigene Bedürfnisse erkennen und fördern

Der nächste Schritt war für mich das Gönnen. Mir Zeit für mich Gönnen, ohne gedanklich ständig bei den Kindern zu sein. Diese Me-time, von der man ständig liest. Für mich sind es Spaziergänge. Raus an die frische Luft, um Energie zu tanken. Zuhause würde ich das nicht schaffen, denn da würden mir wahrscheinlich die Fingerabdrücke an der Terassentür oder die ungefaltete Wäsche im Wäschekorb keine Ruhe lassen. 

3. Hilfe von außen

Was auch ungemein hilft: Abgeben und loslassen. Ich weiß, das ist leider nicht bei jedem möglich, denn Oma und Opa oder andere Verwandtschaft sind nicht gleich um die Ecke. Meine kleine Tochter war bis zu ihrem zweiten Lebensjahr komplett auf mich fixiert, da war leider nicht einmal ein kurzer Spaziergang mit Papa möglich. Diese lange Fremdbestimmung ist unglaublich hart und anstrengend und es ist mir daher auch schwer gefallen, die Kleine mal

4. Technik nutzen

Oftmals hilft es, Erledigung auf Papier zu bringen – oder besser noch, die Technik von heute zu nutzen. Hierfür gibt es zahlreiche App, in denen du ganz einfach alle wichtien to do’s auflisten und Termine vermerken kannst. Noch besser ist es, wenn ihr als Eltern die App gemeinsam nutzt und so gleich aufteilen könnt, wer für welche Aufgabe verantwortlich ist. So habt ihr alles im Blick und teilt euch die Verantwortlichkeiten auf. 

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